“Contact Attempt”

Internationaler Kunstwettbewerb zum 50. Jahrestag der Arecibo-Botschaft

Im Herbst 2024 fand auf Initiative von PLANET KA ein von der art meets science Stiftung Herbert W. Franke organisierter und finanzierter Open Call statt, dem über 150 Künstler:innen aus 46 Ländern gefolgt sind.

PLANET KA präsentiert die drei Gewinner sowie die über 30 Shortlist-Nominierten im Rahmen einer geplanten Daueraustellung. (Spenden willkommen!)

Was ist die Arecibo-Botschaft?

Die Suche nach außerirdischem intelligenten Leben (kurz: SETI; und das, wo schon die Suche nach irdischen Intelligenzformen oft so schwer fällt!) beschäftigt die Menschheit schon lange und betrifft die Grundfragen: Sind wir allein im Universum? Ist das alles hier nur für uns? Immerhin ist das menschliche Gehirn die, soweit bekannt, am komplexesten organisierte Materie im gesamten Universum. Aber vielleicht gibt es anderswo noch viel fortgeschrittenere Wesen? Könnten wir mit Ihnen kommunizieren? Sollten wir dies tun? Warum sind sie nicht längst bei uns aufgetaucht?

Die Technik dazu gibt es hier auf Erden seit gerade mal knapp einem Jahrhundert. (2024 wurde das 100-jährige Jubiläum der ersten Radiosendung gefeiert.) Radioastronomie gibt es erst seit Anfang der 1930er Jahre.

Das Arecibo-Radioteleskop auf Puerto Rico war bis vor einem Jahrzehnt mit seinem 300 Meter durchmessenden Parabolspiegel, der in ein Tal hineingebaut ist, das größte Teleskop der Welt. Bekannt war es u.a. aus dem Jodie Foster Film “Contact” und dem James Bond Film “Golden Eye”. 2020 ist es eingestürzt. In China gibt es jetzt mit dem FAST-Teleskop mit 500 Metern Durchmesser den neuen Rekordhalter.

Anlässlich des Einbaus einer neuen stärkeren Sendeanlage – denn Arecibo war nicht nur zum Hören gemacht, sondern konnte als Radar auch z.B. die Venus und Asteroiden erkunden – wurde am 16. November 1974 auf Initiative der Astronomen Frank Drake und Carl Sagan eine kosmische “Flaschenpost” aus 1679 Bits in gut 3 Minuten Sendezeit in Richtung des 25.000 Lichtjahre entfernten Kugelsternhaufens M13 im Sternbild Herkules übermittelt.
Eine ebensolche Botschaft in umgekehrter Richtung hätte leistungsmäßig von Arecibo empfangen werden können. Fortgeschrittenere Zivilisationen sollten damit also kein Problem haben. Nur würde es bis zur ersten Antwort eben 50.000 Jahre dauern – die Aktion hatte natürlich nur symbolischen Charakter.

Aber genau um diese Ikonographie dieser Symbolik ging es bei dem Open Call “Contact Attempt”.

Open Call “Contact Attempt” und “THE MESSAGE” von AI-Künstlerin Sasha Stiles und ihrem AI-Alter Ego Technelegy

Vermutlich haben alle schon mal diesen indiomäßig anmutenden “Knüpfteppich” der graphischen Visualisierung der Arecibo-Botschaft gesehen. Dort ist in nuce die Essenz unseres Daseins und Wissens dargestellt: die Menschheit im Jahre 1974 AD. Aus unserer Sicht eine Ikone des 20. Jahrhunderts. Der 50. Jahrestag durfte nicht unbemerkt verstreichen. PLANET KA, damals noch in Gründung und ohne eigene Spielstätte, war dankbar, dass die art meets science Stiftung Herbert W. Franke die Idee sogleich aufgriff und sich um Organisation und Finanzierung kümmerte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über 30 Werke haben es in die Shortlist geschafft, aus der die zum Teil international hochkarätig besetzte Jury (mit Thomas Kraupe und Seth Shostak) drei Gewinner kürten.

Die Stiftung hat daneben noch auf eigene Initiative ein Auftragswerk an die international renommierte AI-Künstlerin Sasha Stiles (u.a. MoMa, Basel Art) vergeben: “The Message”, eine halbstündige Fulldome-Produktion speziell für Planetarien gemacht, in der Styles ihr AI-Alter Ego Technelegy zu spacigen Klängen und ihren charakteristischen Schriftzügen in Form eines fünfstrophigen Langgedichts über Einsamkeit und Kontaktmöglichkeiten im All philosophieren lässt. Der letzte Vers in dieser künstlerischen Auseinandersetzung mit der gepulst übertragenen Arecibo-Message heißt es: Love pulses forever. Stiles hatte über ihre Eltern, die mit Carl Sagan zusammen gearbeitet haben, als Kind Kontakt zu dem weltberühmten und leider viel zu früh verstorbenen Astronomievermittler. Eine würdigere Künstlerin für dieses Echo nach 50 Jahren hätte es nicht geben können.

Am 16. November 2024, dem exakten Jahrestag, wurden die Gewinner sowie Ausschnitte aus der Shortlist im Planetarium Hamburg präsentiert.

“”The Message” von Sasha Stiles wurde am 18. November im Planetarium Bochum uraufgeführt.

Beides, die Werke des Open Call wie auch “The Message“, sind, zumindest in Ausschnitten, auf der Seite der Stiftung zu sehen:

Beides wird immer wieder auch im PLANET KA zur Aufführung kommen bzw. ist alternativ im Rahmen der Ausstellung (zumindest zeitweise oder in Auswahl) zu sehen.

Weitere Projekte in dieser Richtung sind geplant, die zeigen, wie ästhetisch Wissenschaft sein kann und wie viel Wissen in der Kunst steckt.

Bereits 2023 hatte der Gründer von PLANET KA zusammen mit der Herbert W. Franke Stiftung den Lyrikzyklus Astropoeticon von Herbert W. Franke (1927-2022) an der Volkssternwarte München im Planetarium, inszeniert mit Musik und Visuals, aufgeführt. Auch dieses Werk wird in PLANET KA sicherlich in Zukunft öfter zu sehen sein.

Das Archiv von Herbert W. Franke befindet sich übrigens im ZKM.


Zur Unterstützung all dieser Vorhaben, gegenwärtiger und künftiger, sind wir auch auf Ihre Spenden angewiesen!