Nach tausenden Exoplaneten endlich wieder mal ein Endoplanet 😉

95 Jahre nach der Pluto-Entdeckung taucht ein neuer Planet am Himmel über KA auf und setzt zur Landung neben Schloss Gottesaue und Altem Schlachthof an: PLANET KA.

“Die Sterne waren nur der Anfang”

PLANET KA, das neue PLANETarium KArlsruhe (mit vollem Namen: die PLANET KA Planetarium Karlsruhe gGmbH), ist angetreten, um eine seit langem klaffende Lücke in der sonst an Wissenschaft, Kunst, Kultur und Bildung so reichen Stadt Karlsruhe zu schließen. Karlsruhe ist u.a. Sitz von KIT und ZKM, ist seit 2019 UNESCO City of Media Arts. Für 2013 wurde Karlsruhe zur “Stadt der Wissenschaft” gekürt, und es gab Pläne, die im Krieg zerstörte Kuppel des Naturkundemuseums wiederaufzubauen und dort womöglich ein Planetarium einzurichten. Wie leider kaum anders zu erwarten, scheiterte dieses großartige Vorhaben, an fehlenden bzw. anderweitig eingesetzten Geldern, und blieb seitdem ein Traum an der Alb…

Planetarien weltweit feiern 2025 ihr 100-jähriges Bestehen. Es gibt sogar eine Sonderbriefmarke. Bundespräsident Steinmeier hat die Schirmherrschaft des Centennials für die Planetarien in Deutschland inne. Erfunden wurde das Planetarium von Zeiss-Ingenieur Walter Bauersfeld in Jena; die Initiative dazu war von Oskar v. Miller, dem Gründungsdirektor des Deutschen Museums in München, gekommen, wo am 7. Mai 1925 das erste Planetarium der Welt das ‘Licht der Nacht’ erblickte.

Welch einen schöneren Anlass könnte es geben, am 7. Mai 2025 in Karlsruhe ein neues Planetarium feierlich zu eröffnen? Quasi als Geburtstagsgeschenk. An wen oder was? An den Geist der Visionen, die zu neuen Entdeckungen und Erfindungen Anlass geben (oder zu Neugründungen), an die Idee der Breiten- bzw. “Volksbildung”: alle Menschen an Wissen und technologischem Fortschritt partizipieren zu lassen. An die Gedanken von Humanismus und Aufklärung (in Zeiten von Transhumanismus und künstlicher Intelligenz). Die Faszination Kosmos eignet sich besonders dazu, Publikum niedrigschwellig abzuholen und einzuführen in die Grundbegriffe unseres heutigen stark naturwissenschaftlich geprägten Weltbildes. Und dies gilt in besonderem Maße für die Jüngsten: Kinder begeistern sich ganz ursprünglich für Sonne, Mond und Sterne und alles, was am Himmel fleucht und leuchtet. In den Schulen kommt das Thema in den Curricula notorisch zu kurz, wird sogar weiter eingekürzt, obwohl es jetzt nötiger denn je wäre (vgl. den Grundsatzartikel in Spektrum vom Sommer 2024, der geradezu ein “Brandbrief für mehr astronomische Bildung an Schulen” genannt zu werden verdiente und dessen Gedanken auch PLANET KA mehr Beachtung verschaffen möchte: https://www.spektrum.de/kolumne/bildung-mit-der-astronomie-in-der-schule-durchstarten/2206809 ).

Faszination Kosmos – “Einstiegsdroge” für MINT

Diese Begeisterungsfreudigkeit, diesen Entdeckergeist zu bewahren und zu stärken ist das Kerngeschäft eines jeden Planetariums. Insbesondere Schulklassen wird hier ein Ausflug in die dritte Dimension ermöglicht, der Funken schlagen, ein Denken out of the box begründen kann. Think big! Ohne diese implizite Maxime hätte Markgraf Karl Wilhelm es vielleicht bei seinem Traum vom Schloss belassen, und es gäbe Karlsruhe heute gar nicht.
Nun aber jährt sich am 17. Juni 2025 die Grundsteinlegung zum neuen Schloss zum 310. Mal, und gleichzeitig finden am 17. Juni, sofern alles nach Plan läuft, die ersten MINTmachtage im PLANET KA statt. Hand in Hand damit gehen muss die noch einmal verstärktere MINT-Förderung von Mädchen und jungen Frauen, weshalb auch PLANET KA sich in Zukunft am Girls’ Day beteiligen wird (ob auch schon 2025 steht angesichts des noch ungewissen Eröffnungsdatums noch in den Sternen).
Ohne eine stärkere MINT-Förderung sieht die Zukunft so schwarz aus, wie der Nachthimmel leider (aufgrund künstlicher Beleuchtung) schon lange nicht mehr. Astronomie, überhaupt der Blick ins Weltall, öffnet die Augen für größere Gedanken und Visionen: Visionen geben Perspektive und Hoffnung – und dies mag es sein, wessen unsere Zeit am meisten bedarf.
Astronomie kann als gute “Einstiegsdroge” in die MINT-Welt gelten. Planetarien leisten hier als außerschulische Lernorte wichtige Dienste. Dafür sind die rund 100 Planetarien in deutschen Städten noch lange nicht genug.

PLANET KA möchte als privat-unternehmerisch gegründete gemeinnützige GmbH in Zeiten notorisch knapper kommunaler Kassen somit auch demonstrieren, dass Engagement weiterhin möglich ist – und hoffentlich vielfältige Unterstützung erfahren wird. Ein Planetarium ist dank moderner Digitaltechnik, neuartiger Kuppeltechnologie in Leichtbauweise und dank internationaler Märkte (mit einem weltweit boomenden Planetariumssektor) heutzutage für einen Betrag zu gründen, dessen Gegenwert andere Leute in der Garage stehen haben. Ohne öffentliche Fördergelder möchte PLANET KA antreten und zeigen, dass es möglich ist, trotzdem ein Planetarium inmitten einer deutschen Großstadt zu gründen, allein fußend auf bürgerschaftlichem Engagement, und kostendeckend zu betreiben, finanziert allein durch die Eintrittsgelder und die erhofften Spenden.

Für Ausbau und Weiterentwicklung dieses Keimlings, als den ich das als gemeinnützig anerkannte Vorhaben PLANET KA, nun gewissermaßen der Stadtgemeinschaft zu Gebrauch und Nutzen, zu Freude und Erbauung übergebe, sind langfristig Spenden von privater wie von unternehmerischer Seite ebenso willkommen wie sie steuerlich absetzbar sind.

Inspiration Kosmos

Planetarien – das sei zum Abschluss und Ausblick – noch mitgegeben, sind heutzutage in keiner Weise mehr mit dem zu verwechseln, als was viele von Ihnen, insbesondere von den älteren Jahrgängen, vielleicht aus Schulzeiten noch erinnern: ein leicht angestaubtes museales Ambiente, wo mit knöcherner Stimme “himmelskundlicher Anschauungsunterricht” (wie das damals hieß) vorgetragen wurde.
Dank digitaler Projektionstechniken sind heute Ausflüge durchs All, zu fernen Monden, Planeten, Sternensystemen und ganzen Galaxien bis zurück an die Anfangszeit des Universums möglich. Planetarien sind universale und dynamische Raum-Zeit-Maschinen, die uns immersiv durch die ganze Welt reisen und letztlich dadurch erleben lassen, was wir im Alltag viel zu oft vergessen: dass wir alle auf dem “Raumschiff Erde” auf einer halsbrecherischen Reise durchs Weltall sind, der Reise unseres Lebens. Die ganze Zeit über schweben wir; Karlsruhe schwebt. Was auf der nur scheinbar ruhenden Erde aufsitzt, schwebt in Wahrheit selbst mit. Tag und Nacht rasen wir mit hunderttausend Sachen um die Sonne, werden mit Jetgeschwindigkeit um den Globus gewirbelt und sind nur durch eine winzig dünne Lufthülle und ein wundersam genau richtig eingestelltes Magnetfeld (das uns obendrein noch schöne Polarlichter beschert) geschützt von dem umgebenden erbarmungslos leeren, toten, kalten Nichts, welches das Universum zu 99,999…% ausmacht (bei einer Durchschnittsdichte des Universums von etwa einem Proton pro Kubikmeter; zig Größenordnungen unter dem besten irdischen Vakuum).
Spätestens bei Rückkehr von dem Weltraum-Ausflug erleben Planetariumsgäste den Overview-Effekt, wie er der GAIA-Installation von Luke Jerram in der Karlsruher Stadtkirche im Herbst 2024 gedanklich zugrunde lag. Auch und gerade, wenn wir sie astronautisch oder kinematographisch verlassen, steht die Erde als unser alternativloser Heimatplanet danach, wenigstens implizit, nur umso merklicher im Zentrum unserer Existenz. In diesem Sinne Kinder Gaias…
Planetarien sind damit auch Orte, die die Fragilität und (bisher) Einmaligkeit des Lebens, seine Vernetztheit, seine Angewiesenheit auf kostbare, begrenzte Ressourcen und fein ausbalancierte klimatische Bedingungen unmittelbar erlebbar machen. Programme über Tiefsee, Korallenriffe und Regenwälder zählen längst mit zum Portfolio vieler Planetarien.

Nicht zuletzt verdanken wir dem OverviewEffekt, der mehr oder weniger Teil jeder Planetariumsvorstellung ist, eine veränderte oder geschärfte Sichtweise: dass wir alle im gleichen Boot, nämlich mit dem “Raumschiff Erde” unterwegs sind. Aus dem Weltall gesehen gibt es keine Grenzen, keine Nationen und schon gar keine ‘Rassen’. Es gibt das Wunder des Lebens, und gelegentlich hoffnungsvolle Anzeichen von Intelligenz auf diesem kleinen “fahlen blauen Punkt” (“pale blue dot”), als welcher die Erde vom Rande des Sonnensystems aus gesehen erscheint, und wie Carl Sagan unsere Heimat in seiner immer wieder neu hörenswerten Rede zur gleichnamigen, von ihm veranlassten Pale Blue Dot-Aufnahme der Voyager-Sonde von 1990 nannte.

Wir alle leben, so lässt uns der Planetariumsbesuch hoffentlich bewusst werden, in den Worten Carl Sagans: “on a mote of dust suspended in a sunbeam” (auf einem Staubkorn, schwebend in einem Sonnenstrahl).

Es ist die Hoffnung eines jeden Planetariums, den Menschen ein Stück von dieser Perspektive in ihren Alltag mitzugeben.

PLANET KA als “Kulturplanetarium”

Vor diesem Hintergrund möchte PLANET KA das Planetarium als essenziellen Begegnungsort zwischen Wissenschaft und Kunst, Kultur und Bildung ein Stück weit auf die Erde und in das Stadtleben zurückholen.
Dies wird schon in der ungewöhnlichen baulich-technischen Einrichtung des Planetariums verdeutlicht: statt eingehaust in einen starren Zylinder (auf dem die Kuppel aufruht, wie es üblich ist), ist das Planetarium nur durch Vorhänge ringsum gegen zu helles Licht (zumal am Tage) geschützt. Sofern es draußen dunkel ist oder keine explizit astronomischen Inhalte gezeigt werden, ermöglichen die abnehmbaren Vorhänge, die Kuppel in den umgebenden Raum hinein zu öffnen. Wie in einem intendierten Verfremdungseffekt nimmt man den historischen denkmalgeschützten Saal ringsum wahr und durchschaut die Projektion als solche, anstatt allzu immersiv von sinnlichen Eindrücken gefangen genommen zu werden. Auch wenn diese Immersion, dieses Eintauchen zwischendurch immer wieder gern geschehen mag, ist die ‘Rückkehr aus der Höhle’, platonisch verstanden, als Akt der Befreiung und Mündigkeit ein aufklärerisches Muss. In Illusionen zu verbleiben ist uns leider(?) nicht vergönnt.
Durch die Fenster blickt man auf die Mauern und Gebäude des Alten Schlachthofs, den Betriebshof der Stadtwerke und das Schloss Gottesaue; davor rumpelt die Tram-Linie 5 entlang und wirft etwas von ihrem Schein in den Saal. Kosmos wird urbanisiert; die Stadt (urbs) blickt von der Straße aus durchs Fenster zurück hinein in den Kosmos. “Denn was innen, das ist außen” lautet der Titel einer Schrift von Dr. Thomas Kraupe, dem ehemaligen langjährigen Direktor des Hamburger Planetariums. Das Weltall ist in der Stadt, wie die Stadt (tatsächlich die ganze Zeit) im Weltall schwebt.

Astronomie auf die Straße zu holen ist auch die Idee der Street Astronomy -Bewegung, die u.a. von John Dobson aus Kalifornien ausging. Die Terrasse neben dem Kuppelsaal sowie der unmittelbar vor der Tür beginnende Otto-Dullenkopf-Park (mit freieren Horizonten) laden dazu ein, mit mobilen Teleskopen vor oder nach den Planetariumsvorstellungen (oder auch unabhängig davon) durch mobile Teleskope den Himmel zu betrachten. Neben dem Urban gardening (an der Schlossmauer) wird der Kosmos urbanisiert, und mehr Menschen in der Stadt werden an unsere (jederzeit) kosmische Existenz erinnert. Was das bedeutet? Das muss jede und jeder mit sich selbst ausmachen; PLANET KA stellt ein Forum dar, hierüber in Dialog zu treten. Die Stadt (polis) rückt dem Kosmos näher und wird dadurch womöglich ein Stück kosmopolitisiert.

Die Räumlichkeiten des Alten Gaswerks Ost bieten sich an, auch ein Ort für darstellende und bildende Künste zu werden: kleine Konzerte, Lesungen / Vorträge / Buchpräsentationen, (Figuren-)Theater, Tanz lassen sich unter oder nahe dem Sternhimmel noch einmal in ein ganz anderes ungewohntes Licht rücken. Ausstellungsraum für Malerei und Skulptur ist ebenso gegeben. Ein wie auch immer gearteter Bezug zum Thema Kosmos sollte bei allem, mindestens implizit, gegeben sein.


Satzungsmäßige Ziele und Werte

Hinsichtlich unserer Ziele und Werte mag ein Passus aus der Satzung genügen:

“[…]

(2) Zweck der Gesellschaft ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur sowie der Volksbildung.

(3) Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch Einrichtung und Betrieb eines Planetariums samt Durchführung von wissenschaftlichen, bildenden, kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Planetarium und der beigeordneten Ausstellung, mit Fokus und stetem Bezug auf astronomische, astrophysikalische, kosmologische Themen und die damit verbundene Bildung, Ideen- und Kulturgeschichte, Wissenschaft, Technologie und Forschung, für alle Altersgruppen und Bildungsniveaus in alters- und niveaugerechter Präsentationsweise.

Hierdurch soll stets zugleich ein Bewusstsein zur Achtung und Wertschätzung von Natur und Leben auf dem Planeten Erde mit seinem labilen ökologischen Gleichgewicht und seinen begrenzten Ressourcen geschaffen werden und hinsichtlich der Bewahrung des natürlichen Anblicks des nächtlichen Sternhimmels das Problem der Lichtverschmutzung zu Bewusstsein gebracht werden. Hinsichtlich der Stellung des Menschen im Kosmos wird eine Gesinnung von Respekt und Toleranz im Sinne von Humanismus und Aufklärung befördert, die für eine friedliche, rationale demokratische und internationale Verständigung eintritt und dies im PLANET KA vorlebt.”